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Für Paul Klee werden Bilder Stück für Stück aufgebaut, nicht anders als ein Haus. So entstanden seine sogenannten Schachbrett-Bilder.
Original: 1927, Ölfarbe auf Grundierung auf Karton auf Sperrholz, 41 x 66/66,5 cm. Schenkung Livia Klee; Bern, Zentrum Paul Klee.Edition auf Photopapier satin matt, auf Alu-Dibond. Auf 199 Exemplare limitiert. Inklusive nummeriertem Zertifikat.
Format 49 x 80 cm (H/B). Mit Aufhängevorrichtung.
Seien wir ehrlich – wer hat nicht schon mal die beiden Begriffe „Flora“ und „Fauna“ miteinander verwechselt? „Flora“, das meint die Gesamtheit der Pflanzenarten in einem bestimmten Gebiet, das wechselvolle Zusammenspiel von Bäumen und Sträuchern über Gräser, Blumen, Moose und Algen. Und „Fauna“? Die darin vorkommende Tierwelt aller Größen und Arten. Doch ohne die Flora, das sei gesagt, wären letztere (fast) alle nicht lebensfähig, atmen sie, und damit auch wir Menschen, doch den quasi als Nebenprodukt der Photosynthese durch die Flora produzierten Sauerstoff.
Soviel vorausgeschickt, erklärt sich bereits im Titel der Gegenstand der Bewunderung des Malers für sein Sujet: die „Harmonie der nördlichen Flora“. Ein gedämpft farbiges, nichtsdestotrotz lebensvolles Bild in weichen Primärfarbtönen, die von Rot, Gelb und Blau und den aus der Mischung generierten Sekundärfarben Grün, Orange und Violett besteht. Naturfarben, nicht aggressiv leuchtend, sondern leise lockend und akkurat arrangiert in rechteckigen Feldern, deren Grenzen durch dunkle Linien gekennzeichnet sind. Sie sind so viel friedvoller als die teils harten Farbkontraste, die sein Zeitgenosse Piet Mondrian in Rechtecke bannte.
In diesem Mix aus Farbe und unterschiedlich großer, zwischen Kleinteiligkeit und Üppigkeit wechselnder Form verliert sich das Auge, ruht auf den sanft-gelben Vierecken, hüpft vergnügt über zu Orange- und Rottönen und kehrt zurück von seinem Ausflug zu den bräunlich-grünen Feldern am rechten und linken Bildrand. Zurück in eine Mitte, in der ein leinenfarbenes Rechteck den rätselhaften Kern des Gemäldes bildet. Es ist wie eine Reise auf eine nördliche Klippe, gekämmt von Wind und Nebel und belebt von kleinen Gewächsen, die der Maler uns schenkt.
Paul Klee malte in seinem Künstlerleben mehr als 9.000 Werke: Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Druckgrafiken und Skizzen – es scheint, als habe er die Welt in einem enzyklopädischen Blick auf ihr Innerstes erfassen wollen. Seine Reisen führten ihn unter anderem nach Italien und Tunesien, wo er bereits 1914 in Tunis die Farbe für sich entdeckte, und später nach Nordafrika, aber auch in skandinavische Länder. Die sonnige Hitze des Südens und die Kühle des Nordens sind Elemente, die seinen Werken autobiographische Dimension verleihen. Seine Reisen führten ihn nicht nur räumlich in eine abenteuerlich fremde Welt, sondern auch in die Abstraktion, ins Innere, und damit weg von einer rein bildlichen Darstellung der Wirklichkeit. Gärten, Landschaften und Stadtansichten interpretierte er als kontrastreiche Farbflächen. Geometrische Formen und Farbkombinationen prägen sein Schaffen.
„Abstraktion. Die kühle Romantik dieses Stils ohne Pathos ist unerhört“, schrieb Paul Klee im Jahr 1915. Diese Aussage führt zu einem Verständnis, warum seine Werke auch heute noch soviel Wucht entfalten. Über sein Leben, gezeichnet von zwei Weltkriegen, sein Werk, in Auseinandersetzung mit seinen Künstlerkollegen des Blauen Reiter, und schließlich seine Arbeit am Bauhaus sowie die Emigration in die Schweiz und die Entwürdigung seiner Werke als „entartete Kunst“ ließen sich ganze Bände schreiben. Doch wer auch nur eines seiner 9.000 Bilder betrachtet, der kann sich ihrer Unmittelbarkeit nicht entziehen. „Die Linie geht spazieren“, soll er einmal gesagt haben und – so man dies ergänzen darf – sie führt einen an die Grenzen der eigenen Phantasie. Oder gar darüber hinaus.
Susanne Guidera
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