Mopsfisch

Kinderbuch I Empfohlen von Lothar Müller, Süddeutsche Zeitung

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Beschreibung

Was ist nur mit dem Mopsfisch los? Grade noch lila, ist er jetzt rot und bald schon ein Luftballonpilot? Ungeduldig und neugierig zieht er gleich weiter: Ob man in diese Efeuwand gelangen kann? Aber ja: »Mopsfisch kletter./Mopsfisch rauf./Mopsfisch nimmt Gefahr in Kauf!« Und als ein zweiter Mopsfisch auftaucht, ist er auch nicht mehr allein: »Mopsfisch Mopsfisch Nummer zwei. / Mopsfisch Mopsfisch Plauderei!«
Clemens J. Setz verfasste die wunderbaren gereimten Dreizeiler für seine kleine Tochter, Stefanie Jeschke hat mit ihren farbigen Bildern ein wunderschönes Buch daraus gemacht.

Details

Altersempfehlung: ab 3 Jahre
Autor/en: Clemens J. Setz
Erscheinungstermin: 11.03.2025
ISBN: 9783458645009
Seitenzahl: 32
Verlag / Label: Insel Verlag

Rezension

Der Sprachspieler und Sprachforscher Clemens J. Setz hat für seine kleine Tochter ein herrlich absurdes Kinderbuch gedichtet. Zum Glück können es jetzt alle lesen.

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Ein Mops fällt in den Fischteich

Manche Tiere gibt es auch anderswo, andere nur in der Sprache. So das Nasobēm des Dichters Christian Morgenstern, der auch das Geierlamm erfunden hat. Neuerdings gibt es den Mopsfisch. Aus dem einsilbigen Mops und dem einsilbigen Fisch zusammengesetzt, lebt das zweisilbige Wesen in einer Welt aus Dreizeilern. Zu Beginn schwebt es am Himmel, und das klingt so: „Mopsfisch lila. / Mopsfisch rot. / Mopsfisch Luftballonpilot!“

Vor einiger Zeit hat Clemens J. Setz ein Buch über Kunstsprachen veröffentlicht, im vergangenen Sommer erschien „Das All im eignen Fell“, sein Nachruf auf die „Twitter-Poesie“. „Mopsfisch“ ist von anderer Art, ein Kinderbuch, das ebenso viel der Illustratorin Stefanie Jeschke wie dem Autor Setz verdankt. In kräftigen Farben kommt Mopsfisch daher, oben Mops, unten Fisch, die Schnur zum roten und zum lila Ballon um den Hals. Leuchtend klar veranschaulichen die Bilder die Dreizeiler.

Setz weiß, dass Sätze für Kinder kein Verb haben müssen

Es mag sein, dass Mopsfisch entfernt mit „Ottos Mops“ verwandt ist, der einst durch ein berühmtes Gedicht des österreichischen Autors Ernst Jandl hopste. Aber die Dreizeiler, in denen Mopsfisch abstürzt, auf einen Gymnastikball auftrifft, der zum Trampolin wird und in einem Garten landet, haben ihre eigenen Gesetze. Das erste lautet: Wiederholung ist nicht langweilig. Alle Eltern kennen es, wenn sie, gelegentlich aufseufzend, dem Zauberwort „Noch mal!“ Folge leisten. Jede Zeile in diesem Buch beginnt mit dem Wort „Mopsfisch“, es kehrt beständig wieder. Das nächste Gesetz besagt: Der zweite und der dritte Vers jeden Dreizeilers müssen sich reimen: „Mopsfisch umschaun. / Mopsfisch warten. / Mopsfisch liegt in fremdem Garten!“ Dieses Gesetz gibt den Dreizeilern die Familienähnlichkeit. Es ist mit der Verlässlichkeit der Wiederholung im Bunde.

Nicht anders das dritte Gesetz. Es verpflichtet die Dreizeiler auf einen wiedererkennbaren Rhythmus. Der Sprachspieler und Sprachforscher Setz weiß, was Frauen, die Prosecco trinken, Männer, die auf Ziegen starren und Väter, die zu Dichtern werden, gemeinsam haben: das Metrum — ◡ — ◡ — ◡ — —. Und er weiß, dass Sätze für Kinder kein Verb haben müssen, Stummelsätze oder gar keine Sätze sein dürfen: „Mopsfisch aua. / Mopsfisch au. / Mopsfisch lila, rot – und blau!“

Mopsfisch sitzt gegen Ende in einem Karussell, auch dies ein Instrument von Wiederkehr und Wiederholung, wie Reim und Rhythmus, die alle Abstürze und Abenteuer abfedern. Eine erfreuliche Überraschung bildet den Abschluss: Mopsfisch begegnet Mopsfisch und gewinnt ein Gegenüber. Eine harte Bewährungsprobe muss er bestehen, als er in den Gartenteich fällt und mit Fischen aneinander gerät: „Mopsfisch kritisch. / Mopsfisch schlagt. / Mopsfisch wird von Fisch verklagt.“ Kinder ab drei Jahren sollen sich am Sprachwitz und den schönen Illustrationen dieses Buches erfreuen. Die Dreizeiler hat Clemens J. Setz für seine kleine Tochter verfasst. In manche Verse werden die Kinder hineinwachsen müssen. „Mopsfisch rausspring./ Mopsfisch flieh. / Mopsfisch große Anarchie!“ Zwar heißt es, Kinder seien anarchisch. Aber ob sie den Begriff kennen? Nachfragen sind zu erwarten. Das Buch insgesamt könnte, wenn es zugeklappt wird, das Zauberwort auf den Plan rufen: „Noch mal!“

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