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Gerhard Richter: Bild "Zwei Kerzen" (1982)

Gerhard Richter: Bild "Zwei Kerzen" (1982)

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Beschreibung

Gerhard Richter gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Künstler des 20. Jahrhunderts.

"Zwei Kerzen" ist Teil einer Serie von Kerzenbildern, die Richter 1982 - 1983 schuf. Das Bild ist ein beeindruckendes Beispiel für fotografischen Realismus.
Original: Öl auf Leinwand, 1982. Werksverzeichnis 512-3.

Hochwertige Offsetlithografie. Gerahmt in anspruchsvoller Massivholzleiste in Prager Silber, staubdicht verglast mit Passepartout. Format ca. 73 x 86 cm (H/B).
Collection of Marguerite and Robert Hoffman, © Gerhard Richter.

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Gerhard Richter: Im Schein zweier Kerzen

Gerhard Richter, Meister der Emotionen, teuerster Künstler aller Zeiten und spielerischer Sucher nach Sinn in unsicherer Zeit.

Ein dunkler Raum. Schatten, die im Hintergrund den Ton angeben, dem Raum Tiefe verleihen, als leuchte Licht in weite Ferne hinein. Im linken Bildbereich so etwas wie ein Abschluss. Eine sanft aus dunklem Grün geborene, bald tiefdunkle vertikale Fläche bildet das Gegenstück zum dunklen Verlauf des rechten Bildviertels. Wären sie nicht so sanft, diese Verläufe, man fühlte sich an Piet Mondrians konstruktivistische Kompositionen erinnert.  So aber ist alles im Werden, alles Verlauf, virtuos mit den Dimensionen und der Perspektive des Raumes spielend. Und all dies ist nur Bühne!

Auftritt: 2 Kerzen. Der Blick wird unweigerlich eingefangen, wie die Kerzen diesen unsicheren Raum heilend erfassen. Einfache Kerzen sind es, sie könnten aus einem Adventskranz stammen. Ihr grau-grün-blauer kerzengerader Körper, der linkerhand aus einer unsichtbaren Quelle erleuchtet wird, aber vor allem ihr Licht, zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. Ihre Flammen nähren sich am Wachs, sie sind so realistisch, dass man versucht ist, sie anzublasen, um zu sehen, ob sie flackern mögen.

Was für ein Bild! Was für Emotionen! Geborgenheit geht einher mit tiefem innerem Frieden, kindlicher Freude am Kerzenschein, aber auch mit Anklängen an Vergänglichkeit und Tod. Die Serie „Kerzen“ zeigt sie einzeln, manchmal in Gruppen von dreien, mit ruhigem oder flackerndem Schein. Oder gar neben einem Schädel, der nur zu deutlich an die Vergänglichkeit alles Irdischen gemahnt. Hier: sind es zwei. Obwohl manches gesagt wurde über die Kunst Gerhard Richters stimmen Kritiker doch darin überein, diese Bilder als Reflexion über die Fragilität des Lebens und die Suche nach Sinn in einer unsicheren Welt zu sehen. Der Meister der Emotionen zeigt in seiner Bilderserie somit nicht nur ein Beispiel seiner technischen Virtuosität, seines Spiels mit christlichen und künstlerischen Motiven, sondern auch seine Fähigkeit, existenzielle Emotionen in beeindruckender Weise in Kunst zu übersetzen. Dass sie zudem als Symbol für den schweigenden Protest der DDR-Bürger gegen das sozialistische Regime verstanden wurden, zeigt einmal mehr die Offenheit dieses Motivs. Und wollte man von zeitgenössischer Kunst und ihren Verflechtungen mit den Zeitläufen nur wenig wissen, so kann man sie zumindest staunend betrachten.

Man darf die Kerzen wohl als teuerste Investition für Sammler und Museen bezeichnen. Rund 12 Millionen Euro brachte eines der Serienbilder 2015 in London ein. Richter selbst sagte über diesen Hype brummig: „Das ist genauso absurd wie die Bankenkrise – unverständlich, albern, unangenehm.“ Doch die Kerzenbilder, so machte Brett Gorvy, Internationaler Co-Direktor für Zeitgenössische Kunst bei Christie's, klar „sind Ikonen, wie Warhols ,Marylin' oder die Flaggen-Bilder von Jasper Johns.“

Dass Gerhard Richter selbst zur Ikone so vieler Strömungen wurde, liegt nicht zuletzt an seiner persönlichen Geschichte. 1932 in Dresden geboren, durchlief er eine künstlerische Ausbildung an der Kunstakademie Dresden. 1961 flüchtete er in die Bundesrepublik Deutschland. Seine Erfahrungen in Ost- und Westdeutschland fließen in seine Kunst ein. Die Kerzen-Bilderserie entstand schließlich in den 1980er-Jahren in einer Zeit dramatischer politischer Veränderungen: Der Kalte Krieg lag in seinen letzten Zügen, es folgte die Wiedervereinigung Deutschlands - Licht vor dunklem Hintergrund. Wollte man es so sehen, dann schimmert helle Hoffnung durch dieses Bild.

„Malerei ist die Schaffung einer Analogie zum Unanschaulichen und Unverständlichen, das auf diese Weise Gestalt annehmen und verfügbar werden soll. Deshalb sind gute Bilder auch unverständlich“, schrieb Richter in seinen Notizen. Wenn das Unverständliche aber im Bild eine Form erhält, dann kann es nur ein Bild von Gerhard Richter sein.

Susanne Guidera