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(1913), gerahmt
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August Macke (1887-1914) war Mitglied der Künstlervereinigung "Blauer Reiter" und bedeutendster Vertreter des rheinischen Expressionismus. Er gilt als das größte deutsche Farbtalent seiner Generation. Aber auch mit seinen Zeichnungen, Skizzen und Entwürfen weist er sich als einer der Großen in der Kunst des 20. Jahrhunderts aus. August Macke, am 3.1.1887 in Meschede geboren, begann sein Studium an der Kunstgewerbeschule und Akademie in Düsseldorf, brach es aber vorzeitig ab. Auf Reisen nach Frankreich, Italien und den Niederlanden studierte er nun vor allem die Impressionisten. Mit den Künstlern des "Blauen Reiters", die er seit 1911 kannte, stellte er einige Male aus und wirkte an dem gleichnamigen Almanach mit. Die finanzielle Sicherung war durch seinen Förderer Bernhard Koehler, ein Onkel seiner Frau Elisabeth, gesichert.
Dieser Baum! Er wirkt wie eine Bühne, auf der die Akteure des Stücks ihren Auftritt haben. Stünde er in einem Park unserer Zeit, hätte ein pflichtbewusster Gärtner sicher längst seine über die Menschen hinausragenden Äste gestutzt. Doch so erwächst sein Stamm in kräftigem Pinselstrich direkt aus dem leuchtenden Spazierweg. Aus dem Hintergrund betritt eine charmant gekleidete Frau die Bühne. Sie hält ein Kind an der Hand. Der Schirmmütze nach und der Energie, mit der es zu laufen scheint, offenbar ein Junge. Ein dunkelrotes, halblanges Cape, eine hochgeschlossene Pelerine, verhüllt wie der dunkle Rock und der große Hut die zarte Gestalt der Frau. Ihr Gesicht wie auch das der übrigen Spaziergänger im Bild bleibt ein Rätsel.
Den Blick über das Geländer werfend, stehen eine Frau und ein Mann im Vordergrund des Bildes. Alles an ihnen, wie auch alles am Bild ist: Farbe! Die Frau ist ein Spiegelbild des Blattwerks über ihr – zumindest, was die Farbkombination ihres modischen Redingotes, also des markant grün-orangefarbenen Spitzmantels, angeht, der den dunklen Rock halb bedeckt und ihrer Silhouette Eleganz und ein wenig Verwegenheit verleiht. Der Rock nimmt die Schatten zwischen den Blättern und unter dem Geländer auf. Das braune Haar der Frau, sorgsam hochgesteckt unter ihrem Hut, ist das einzig Strenge an diesem Bild. Sie lehnt in ihrem Sonntagsstaat über das Geländer, blickt in das darunter liegende Wasser und steht dabei vertraut nah neben dem Mann, der sie begleitet. Auch er strahlt Ruhe aus. Ihr Mangel an Abstand signalisiert eine Vertrautheit, wie sie nur eine liebevolle Beziehung oder familiäre Bindung schafft. Was für ein Bild, wieviel Zärtlichkeit doch in diesem Farbenrausch steckt!
So bunt, so vielfältig, so rätselhaft schön und voll vornehmer Gestalten malt August Macke mehrfach. „Leute am blauen See“, „Promenade“ oder auch „Wanderer“ lassen die Protagonisten seiner Gemälde mit einer Anmut und Leichtigkeit erscheinen, die man unbewusst und unmittelbar mit der stilvollen Lebensart einer großstädtischen Oberschicht assoziiert. Der Park am Thunersee, 1913 zeitweiliger Aufenthaltsort von Macke, ist ein kleines Paradies. Und die darin wandelnden Gestalten sind seine Engel. Mackes bemerkenswerte Gabe, Alltagsmomente in eine zauberhafte Stimmung zu tauchen, verleiht seinen Parkbildern eine faszinierende Tiefe. Darin liegt für uns auch heute noch eine Anziehungskraft, die sich aus dem Motiv selbst nur schwerlich erklären ließe.
Doch hinter dieser Fassade verbirgt sich die Realität eines Künstlers, der trotz seines geradezu titanischen künstlerischen Schaffens mit geschätzt 1.000 Gemälden, Grafiken und Aquarellen mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. In dem Haus, das die gutbetuchte Schwiegermutter für das Paar Macke und Elisabeth Gerhardt in Bonn herrichten ließ, entstand im Dachgeschoss ein helles Atelier, in dem Künstlerfreunde wie Robert Delaunay, Max Ernst oder Franz Marc gern gesehene Gäste waren. Die Kunst, die diese Ikonen der Moderne schufen, war zu ihrer Zeit nicht gern gesehen. Zu fremd, zu grell, zu wenig den ästhetischen Gepflogenheiten der Kaiserzeit entsprechend war ihre Farb- und Formensprache. Auch Macke malte gegen Konventionen an und wurde damit schon zu seinen Lebzeiten als „entartet“ abgestempelt. Kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs zog er sich 1913 mit der Familie zum Malen an den Thuner See in der Schweiz zurück. Die Bilder, die hier entstanden, wirken wie ein Appell an die Schönheit, bevor die Welt im Strudel versank. August Macke wurde nur 27 Jahre alt. Der Weltkrieg verschlang ihn wie Millionen andere junge Männer. Zurück blieb ein unfassbar vielschichtiges Werk, das heute Scharen von Besuchern etwa ins Lenbachhaus in München lockt. Ein spätes Danke der Welt, der August Macke so viel Farbe schenkte.
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