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Roman - Empfohlen von Carolin Gasteiger, Süddeutsche Zeitung
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In diesem Roman erzählt Elif Shafak nicht nur eine Geschichte, sondern mindestens drei. Abwechselnd geht es in „Am Himmel die Flüsse“ um Viktor, einen armen Jungen (und „König der Abwasserkanäle und Elendsquartiere“) im viktorianischen London, die neunjährige Narin, die ihr Dorf am Tigris verlassen muss, weil dort ein Staudamm gebaut werden soll. Und schließlich um die Hydrologin Zaleekhah, die im London der Neuzeit in einer Sinnkrise ist und erst einmal auf ein Hausboot zieht. Ihre Schicksale haben eines gemeinsam: den Bezug zum Wasser, das überwölbende Thema des Romans.
Shafak will auf die lebenswichtige, aber auch lebensbedrohliche Kraft dieses Elements hinweisen und betont deswegen immer wieder, dass „alles mit einem Regentropfen begann“. Das wirkt nach viel, vielleicht zu viel? Shafak arrangiert die Schicksale ihrer Protagonisten, von denen zwei auf historischen Figuren basieren, geschickt und spannend, und ihre detaillierte, fast schon märchenhafte Sprache lässt einen nicht mehr los.
Aber da ist noch mehr. Wie immer hat auch dieses Werk der türkisch-britischen Autorin einen politischen Bezug, in diesem Fall erzählt sie en passant von der jesidischen Minderheit, dem jahrhundertealten Gilgamesch-Epos und der Frage, wem dieses kulturelle Erbe eigentlich zusteht. „Die Briten brachten mehr als 100 000 Tontafeln nach London, nicht zu vergessen die Lamassu“, gewaltige Statuen assyrischer Schutzgötter mit Flügeln, erzählte Shafak der SZ. „Wir brauchen ruhige Diskussionen über diese komplexen Fragen. Kunst und Literatur können uns den Weg zeigen, nicht Social Media.“ Selten ist dieser Weg so stilvoll und sprachlich elegant aufgeschrieben worden wie von Elif Shafak.
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