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Wofür es sich jetzt zu kämpfen lohnt - Empfohlen von Felix Stephan, Süddeutsche Zeitung
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26 Antworten auf die Frage, wie wir den Gefahren und Bedrohungen für die Demokratie und die offene Gesellschaft begegnen können
Wahlsiege extremistischer Parteien, Angriffe auf Politiker, offener Antisemitismus und Fremdenhass: Wir spüren immer deutlicher, Demokratie, Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit sind keine Selbstverständlichkeit, sie müssen geschützt und verteidigt werden. Die Bedrohung ist konkret, doch was ist es eigentlich genau, das es zu verteidigen gilt und wofür es sich zu kämpfen lohnt? Was steht hier und jetzt auf dem Spiel, für jeden Einzelnen und jede Einzelne? Das ist der Ausgangspunkt für 26 Autorinnen und Autoren, die sich dem Thema auf sehr unterschiedliche, dabei durchweg persönliche und stets erhellende Weise widmen.
Mit Beiträgen von Gabriele von Arnim, Lukas Bärfuss, Marcel Beyer, Jan Brandt, Dietmar Dath, Thea Dorn, Tomer Dotan-Dreyfus, Can Dündar, Dana Grigorcea, Dinçer Güçyeter, Daniel Kehlmann, Per Leo, Michael Maar, Tanja Maljartschuk, Colum McCann, Matthias Nawrat, Ronya Othmann, Necati Öziri, Kathrin Röggla, Sasha Marianna Salzmann, Jochen Schmidt, Clemens J. Setz, Ulrike Sterblich, Antje Rávik Strubel, Deniz Utlu und Stefanie de Velasco.
Das Lob der Demokratie hat in einer auf Revolution getrimmten westlichen Kultur den großen Wettbewerbsnachteil, das Bestehende zu begrüßen. Das ist eine gute und eine schlechte Nachricht zugleich. Es bedeutet, dass es dort demokratisch zugeht, das Thema aber gleichzeitig keine Verheißung bietet. Es ist natürlich richtig, dass der Frieden im Kompromiss keimt und der Respekt vor dem anderen die Grundlage für alles ist. Es ist aber eben auch so, dass die Signifikate „Menschenwürde“, „Rechtsstaat“ und „Meinungsfreiheit“ so oft in Reden als Kleister gebraucht worden sind, dass man sich mittlerweile auch selbst dabei erwischt, ihnen vor allem misstrauisch zu begegnen.
Deshalb ein Hoch auf die Rowohlt-Anthologie „Demokratie“, in der das Problem des nicht völlig kopflos von selbst ablaufenden Sprechens über die Demokratie einigen der hellsten Autoren deutscher Sprache anvertraut wurde, darunter sogar einigen, von denen man auch gern ein ganzes Buch zum Thema gelesen hätte: Tanja Maljartschuk, Dietmar Dath, Clemens Setz, Per Leo, Jochen Schmidt, Sasha Marianna Salzmann, Michael Maar und einige andere mehr. Da stellt man dann unter anderem fest, dass es unter Demokraten zur guten Sitte gehört, Demokratie nicht etwa präsidial einzufordern, sondern möglichst triftig zu bemäkeln. Und wenn man dann doch einmal erlebt, wie sie Machtlosen Macht verleiht, Willkür mit Verfahrensregeln einhegt, Veränderungen von unten durchsetzt, dann hat das eben immer auch etwas Phänomenales und Umwerfendes. Schon darin ist es die Regierungsform, die dem Spektakelwesen Mensch am ehesten entspricht.
In Gefahr ist sie natürlich auch immerzu, auch in diesem Buch, das gehört schon dazu. An einer Stelle räumt etwa der ansonsten formulierungssichere Autor Daniel Kehlmann angesichts der unmittelbar anstehenden Disruption durch künstliche Intelligenz ein, dass die Leerformel „Die Politik ist gefordert“ zwar die „müdeste aller Kommentatorenphrasen“ ist, er sich aber trotzdem akut mit keiner anderen zu behelfen weiß. Nur ein paar Hundert Leute auf der Welt hätten im Moment die situational awareness, die der kommenden KI-Revolution eigentlich angemessen wäre, und damit ist hier gemeint: gleißende Panik.
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