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Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft | Warum Gendersternchen und Lastenfahrräder so viele Menschen triggern
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»Soziale Konflikte sind nie einfach nur da, sie werden auch gesellschaftlich hergestellt: entfacht, angeheizt, getriggert.«
Von einer »Spaltung der Gesellschaft« ist immer häufiger die Rede. Auch in der Alltagswahrnehmung vieler Menschen stehen sich zunehmend unversöhnliche Lager gegenüber. So plausibel sie klingen mögen, werfen entsprechende Diagnosen doch Fragen auf: Wie weit liegen die Meinungen in der Bevölkerung wirklich auseinander? Und ist die Gesellschaft heute wirklich zerstrittener als zur Zeit der Studentenproteste oder in den frühen Neunzigern?Nicht zuletzt weil man eine Spaltung auch herbeireden kann, tut mehr Klarheit not. Steffen Mau, Thomas Lux und Linus Westheuser kartieren aufwendig die Einstellungen in vier Arenen der Ungleichheit: Armut und Reichtum; Migration; Diversität und Gender; Klimaschutz. Bei vielen großen Fragen, so der überraschende Befund, herrscht einigermaßen Konsens. Werden jedoch bestimmte Triggerpunkte berührt, verschärft sich schlagartig die Debatte: Gleichstellung ja, aber bitte keine »Gendersprache«! Umweltschutz ja, aber wer trägt die Kosten? Eine 360-Grad-Vermessung der Konflikte um alte und neue Ungleichheiten, die eine unverzichtbare Diskussionsgrundlage bietet und viele Mythen entzaubert.
Steffen Mau, Thomas Lux und Linus Westheuser räumen in ihrem Buch „Triggerpunkte. Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft“ dankenswerterweise mit dem Diskursklischee der „gespaltenen Gesellschaft“ auf. Mit Empirie und präziser Sprache ergründen sie die gar nicht so dramatischen neuralgischen Punkte unserer Gesellschaft und veranschaulichen nachvollziehbar, an welchen Sollbruchstellen es weshalb Polarisierungspotenzial gibt. Unter anderem mit der Beobachtung, dass es längst so etwas wie „Polarisierungsunternehmer“ gibt, erklären die Autoren, warum gesellschaftliche Fragen so erfolgreich zu Affektpolitik gemacht und als Reizthemen monetarisiert werden. Eine bemerkenswert elegante soziologische Studie für die ausgeruhte Betrachtung öffentlicher Debatten.
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