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Roman - Empfohlen von Tanja Rest, Süddeutsche Zeitung
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Hunter White: Schon der Name des Protagonisten deutet an, dass dieses fantastische, bitterböse, zunehmend wie im Fieberwahn dahinrasende Buch nicht einfach nur eine spannende Geschichte erzählen will. Es geht um Grundsätzliches: um Weiß und um Schwarz, Kolonisatoren und Kolonisierte. Ums Überleben und ums Töten.
Hunter White also hat von seinem vielen, nicht ganz sauber erwirtschafteten Geld eine Lizenz zum Abschuss eines Nashorns gekauft. Es ist der letzte der Big Five, der ihm in seiner Sammlung noch fehlt. In Afrika angekommen (das Land bleibt unbestimmt), meuchelt ihm ein Wilderer die Trophäe dann dummerweise vor der Nase weg. Alles aus? Nicht ganz. Denn nun führt ihn sein Jagd-Guide auf einen Hochstand, von dem aus Hunter einen jungen Buschmann bei der Pirsch auf einen Antilopenbullen beobachtet. Während er fachmännisch den sehnigen Körper des Jungen begutachtet, die Grazie seiner Bewegung, den tödlichen Fokus seines Blicks, während ihn „eine physische, fast erotische Erregung“ durchfährt, sagt der Guide den Satz, der den Wahnsinn ins Rollen bringt: „Schon mal von den Big Six gehört?“
Moment – hat man das gerade richtig gelesen und verstanden? Aber ja. Ein Teufelspakt wird skizziert, nach den Regeln der Trophäenjagd: Im Austausch für das Jagdrecht auf dem Land, das einmal das Ihre war, geben die Dorfältesten den Jungen zum Abschuss frei. Hunter White darf ihn erlegen, bei Bedarf ausstopfen, in die Heimat einführen – wenn er ihn denn erwischt. Der weiße Jäger weist das Angebot zunächst empört zurück. Doch der Anblick des Jungen lässt ihn nicht los, wildert in ihm. Das innere Grauen wird niedergekämpft, ein Vorstellungstermin im Dorf absolviert, bei dem sich Hunter seiner Beute als würdig erweist. Dann beginnt die tagelange Treibjagd, sie führt mitten hinein ins Herz der Finsternis (Anklänge an Joseph Conrads Roman sind nicht nur spürbar, sondern durchaus explizit).
Die Belgierin Gaea Schoeters, die diesen Überraschungserfolg geschrieben hat, ist zuvor niemals auf der Jagd und kein einziges Mal in Afrika gewesen. Wenn man beides aus eigenem Erleben kennt, ist das nahezu unglaublich. Neben sinnlichen und ungeheuer kenntnisreichen Schilderungen der Savanne finden sich in „Trophäe“ auch einige der klügsten Überlegungen zum archaischen Handwerk des Jagens und Tötens, die man jemals gelesen hat.
Das Grauen. Es erfasst einen auf den finalen hundert Seiten mit jeder Pore, wildert in einem, bis man selbst fast den Verstand verliert. Die Frage ist: Wenn Hunter White den schwarzen Buschmann schließlich vor den Gewehrlauf kriegt – wird er imstande sein abzudrücken? Und, falls ja: Was dann?
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