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Magisches Winter-Abenteuer voller Humor - Empfohlen von Kathleen Hildebrand, Süddeutsche Zeitung
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Zauberhaftes Wikingermärchen in einer Welt aus Eis und Schnee, für Kinder ab 9 Jahren
Um die kleine Winterschwester zu finden und seinen Onkel Ragnar aus den Fängen der großen Winterschwester zu retten, muss der Wikingerjunge Alfred ein großes Abenteuer bestehen. Nicht nur die Wälder des Nordens, versunken in Eis und Schnee, verlangen Alfred einiges ab, auch der Zauber der geheimnisvollen Füchsin stellt ihn auf eine harte Probe. Es ist an der Zeit, zu beweisen, dass er nicht nur mutig, sondern auch sehr schlau ist.
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Der Roman „Die Winterschwestern“ ist eine feinfühlige Abenteuergeschichte voller Götter, Trolle, Wikinger – und vergisst dabei die Samen nicht, die skandinavischen Ureinwohner.
Ein Junge verwandelt sich in einen Fuchs, ein Tier verspeist den Mond, und ein Onkel war früher eine Tante. In diesem Buch, das reich ist an mythischen Bezügen, großen Bildern und Abenteuern, ist nichts starr, nichts fest und unveränderlich. Die Welt ist in Bewegung – und das, obwohl sie unter Eis und Schnee begraben ist.
„Die Winterschwestern“ von Jolan C. Bertrand spielt in Skandinavien, zur Zeit der Wikinger. Aber anders als die allermeisten Wikingergeschichten sind die Raubritter des Nordens nicht angeblich allein zwischen Polarkreis und Kattegat. Neben ihnen leben die Samen, die Ureinwohner Skandinaviens, mit ihrer ganz eigenen Kultur. Sie sind Nomaden, die den Rentierherden bei ihrer jahreszeitlichen Wanderung folgen. Statt in großen Hallen aus Holz leben sie in Fellzelten, die Lavvu heißen. Ihre Festkleidung ist farbenfroh, blau und rot, sticht aus dem Eisgrauweiß der Landschaft heraus.
Auch die „kleine Schwester“, die es in dieser Geschichte zu finden gilt, trägt einen hohen roten Hut wie die Samen. Sie ist eine Allegorie, ein Teil des zweigesichtigen Winters, und zwar der fröhliche – der nach den Gewürzen des Julfest-Punschs duftet, der Winter der Schneeballschlachten und Schlittenfahrten. Doch sie ist verschwunden, ihre große Schwester, die, so wie Bertrand sie beschreibt, mehr den Wikingern ähnelt, vermisst sie. Die große Winterschwester leidet und deshalb beschert sie Wikingern und Sami einen rauen, unerträglich kalten, freudlosen Winter. Und dann gehen auch noch die frechen kleinen Steintrolle auf Raubzug, stehlen im Wikingerdorf alles, was den Menschen lieb und teuer ist.
Bertrands Hauptfigur ist ein zehnjähriger Wikinger namens Alfred. Alfreds Onkel Ragnar, von dem, ohne viel Aufhebens darum zu machen, erklärt wird, dass er früher eine Frau war, zieht los, um die Trolle und das Diebesgut zu finden. Alfred will mit, darf nicht, geht trotzdem – und verläuft sich in einem heftigen Schneesturm.
Auf seiner Haut sprießt Fell, ihm wachsen Fuchsohren
Jolan C. Bertrand, ein junger Autor aus Frankreich, hat sich erkennbar tief in die Welt der skandinavischen Mythen gegraben, aber auch in die nordische Flora und Fauna, die Bilder und Vergleiche spenden. Der kleine Alfred ist „nicht viel kräftiger als ein Flusskrebs“, nach Stunden des Schneefalls heißt es: „Auf den Ästen lagen dicke Schneekissen“, und das Heulen von Windböen in den Baumkronen hört sich wie ein Lachen an. Die Natur ist belebt, die Grenzen zwischen Ding, Tier und Mensch fließen mehr, als dass sie klar und fest gezogen wären.
Alfred wird das zum Verhängnis. Im Schneesturm begegnet er einer Füchsin und beginnt, sich selbst in ein Tier zu verwandeln. Auf seiner Haut sprießt Fell, ihm wachsen Fuchsohren. Bald hört er mehr Geräusche als je zuvor: „Er hörte den Wind in den Zweigen der Kiefern und Birken, die Rufe der Rentiere, die Seufzer der in ihren Bauen unter dem Schnee träumenden Mäuse.“ Auch er ist nun zwei Dinge zugleich, Tier und Mensch, hört in der Ferne die Stimmen der Samen und seiner Verwandten im Wikingerdorf: Alles liegt näher beieinander, als man glauben mag. Am Ende wird klar, dass ein nordischer Gott bei all den Verwandlungen und bei der Trennung der Winterschwestern seine Finger im Spiel hat. Aber auch er ist vieles zugleich: ein Spieler von Streichen, ein Egoist, ein Einsamer.
Auch durch die Illustrationen von Chevalier Gambette, die von Wikingerschnitzereien ins Comichafte driften, ist dieser Roman für Kinder ein Glücksfall, der viele Lesergruppen zusammenführen dürfte: Junge Leser, die sich für Fantasy und Sagenwelt interessieren, solche, die einfach ein spannendes Winterabenteuer lesen möchten – und auch Erwachsene, die all die Bedeutungsschichten erkennen, die „Die Winterschwestern“ ineinander verwebt. Vielleicht dürfen sie ja vorlesen.
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